Zusammenfassung von Fototipps

Nach verschiedenen Foto Workshops über den vergangenen Sommer und September
hier eine Zusammenfassung darüber, was ich versucht habe einzelnen oder in Gruppen teilnehmenden Fotoliebhabern zu vermitteln.
Man könnte die gesamten Inhalte grob in vier verschiedene Kategorien einteilen:
1. Ortswahl und Tageszeit
2. Komposition eines Bildes
3. Zweckdienliche Belichtung
4. Technische Besonderheiten

Ortwahl und Tageszeit
Natürlich kann man überall Fotos machen und oft sehe ich Touristen, die am Ring of Kerry an Aussichtspunkten kurz aus dem Bus aussteigen um die schöne Landschaft zu fotografieren. Zeit ist knapp, aber man hat am Ende einer Reise viele Fotos gemacht und damit viele schöne Erinnerungen.
Wenn man mehr Zeit hat und vielleicht ein paar Tage in einer Gegend ist, sollte man beim Autofahren oder Spazierengehen festhalten, welche Orte wirklich ein oder mehrere geplante Fotos wert sind, dazu ist es gut zu wissen, wie hoch und wo die Sonne zu einem bestimmten Zeitpunkt steht. Es ist am einfachsten, mit der Sonne von hinten zu fotografieren, dann ist alles "richtig ausgeleuchtet". Das ist natürlich nicht immer möglich und mit Kameras, die eine manuelle Einstellung haben, kann man auch bewusst andere Lichtsituationen bewältigen.
Aufnahmen, die man um den Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang macht, haben ein besonders schönes, weiches Licht und aussergewöhnliche Farben im Himmel und auf dem Grund.(Die Zeit kurz vor Sonnenuntergang wird hier auch Golden Hour, die Goldene Stunde genannt; und etwas später kommt die Blaue Stunde, die alles in ein geheimnisvolles blaues Licht taucht.)
Wenn man am Meer fotografieren will, sind Informationen über die Gezeiten wichtig, auch wie stark z.B. der Swell ist (Stärke oder Höhe der Wellen). Einen Lieblingsort von mir, Culloo auf Valentia Island, kann man wirklich nur bei ruhigem Wetter aufsuchen.
Richtiges Schuhwerk und Regenbekleidung sind in Irland sowieso an der Tagesordnung, eine wasserdichte Kameratasche oder auch nur ein extra Plastikbeutel können Kamera und Zubehör schützen.

Komposition eines Bildes
Einige "formale" Regeln für die Bildkomposition beziehen sich auf die Anordnung von Objekten im Bild.
Die wohl am wichtigsten zu nennende ist "Der Goldene Schnitt", im Englischen "Rule of Thirds" genannt.
Dieser englische Name, "Die Regel von den Dritteln" macht auf einfache Weise deutlich, worum es geht.
Ein Bild, egal ob Hoch- oder Querformat, wird in drei gleichmäßig große Spalten und Zeilen "zerlegt", (übrigens einige Kameras haben dies als Möglichkeit für den Sucher schon eingebaut - wenn nicht, muss mann sich die Linien vorstellen.)
Entlang dieser Linien nun und ganz besonders an den Schnittpunkten der einzelnen Linien sollten wichtige Details des Bildes liegen, z.B. Augen bei Portraits, auch von Tieren; ein Baumstamm, der Horizont, etc...
Man kann es auch noch simpler sagen, wichtige Details im Bild sollten nicht in der Mitte plaziert werden.
Eine andere Kompositionsregel ist, das Auge des Betrachter mittels vorhandener optischer Linien in das Bild auf etwas besonders Schönes oder Wichtiges hinzuleiten.
Eine weitere Regel für gute Komposition ist, etwas Interessantes im Vordergrund festzuhalten. (Man kann am Strand tatsächlich Steine oder Wurzeln extra ins Bild bewegen, weil nur leerer Strand und dahinter Meer und darüber Himmel nicht immer spannend genug sind.)
Sind auffällige geometrische Formen im Bild, sollte man sehen, ob sich diese irgendwo wiederholen.
Bei grossen kreisförmigen Objekten muss nicht die gesamte Form fotografiert werden, ein geschickter Ausschnitt reicht um dem Auge und Gehirn zu vermitteln, worum es sich handelt.
Damit wären wir bei einem Lieblingsprojekt von mir, ich fotografiere wirklich gern Details, sie scheinen viel spannender eine "Geschichte zu erzählen" als wenn noch viel drumherum mit abgebildet wäre. Der Betrachter verweilt länger und überlegt, was ist das, wo könnte das sein, was ist passiert. So werden Vorstellungsvermögen und eigene Erinnerungen viel stärker aktiviert. Spannend ist ausserdem, wenn etwas Lebendes und sich Bewegendes, z.B.eine Katze oder ein Vogel ins Bild kommt - wieder eine neue "Geschichte"!
Bei den Workshops gebe ich oft kleine Papierrahmen oder Diarahmen aus, die Teilnehmer sollen diesen auf halber Armeslänge vor sich halten und überlegen, was genau will ich "rahmen", also was soll im Bild sein - und manchmal noch viel wichtiger - was nicht!

Belichtung
Für die richtige Belichtung einer Fotografie sind drei Dinge verantwortlich: Blende, Verschlusszeit und ISO.
Ändert man eine der drei Komponenten, verändern sich gezwungenermaßen die anderen.
Um es nicht unnötig zu komplizieren, habe ich immer geraten, die ISO klein, auf 100, eingestellt zu lassen.
Mit unterschiedlichen Blenden zu arbeiten, ist wahrscheinlich die am meisten benutzte Belichtungseinstellung und ich habe immer versucht, Teilnehmern die Vorzüge dieser manuellen Blendeneinstellung, weg vom Automatikmodus ihrer jeweiligen Kamera, nahe zu bringen.
Ein großer Vorteil der Blendeneinstellung ist, dass man die Tiefenschärfe eines Bildes beeinflussen kann.
Eine grosse Blende bedeutet, das Bild wird durchweg scharf, in der gesamten "Tiefe" des Bildes.
Mit einer kleinen Blende wird ein gewisser Raum innerhalb der gesamten "Tiefe" des Bildes scharf abgebildet, alles andere sieht verschwommen aus. Und das soll auch so sein, z.B. wenn ich Blüten oder Schmetterlinge fotografiere, sollen die wichtig sein und nicht der Busch dahinter oder davor. Bei dieser Variante, kleine Blende, muss ich natürlich dann genau auf den wichtigen Bereich scharfstellen.
Mit der Verschlusszeit Einstellung kann man sich bewegende Motive, es war in unserem Fall immer Wasser, "anhalten".
Dazu braucht es eine lange Verschlusszeit, eine bis mehrere Sekunden, was wiederum zur Folge hat, dass man diese Bilder nicht bei starkem Licht machen kann, denn obwohl die lange Zeit in einer kleinen Blende resultiert, soll nicht zu viel Licht auf den Sensor(oder Film) gelangen.

Technische Besonderheiten
Ein Stativ, oder auch mehrere während der Workshops, ist immer im Kofferraum meines Autos.
Das hilft, ein Bild nicht zu verwackeln (und verlangsamt ausserdem ein bisschen das Tempo und lässt über die Komposition eines Bildes nachdenken).
Bei langen Belichtungszeiten, abends oder nachts, aber auch um Wasser "anzuhalten", benutze ich ausserdem einen ferngesteuerten Selbstauslöser, um die Kamera, nachdem ich alles eingestellt habe, während des Auslösens gar nicht zu berühren.
Wenn es die Kamera zulässt, sollte man Bilder in RAW aufnehmen, das behält viel mehr Informationen für eventuelle spätere Verarbeitung. Der Nachteil ist, man braucht mehr Speicherplatz und muss vor dem Drucken erst in andere Formate konvertieren, die Programme dafür kommen aber mit der zur Kamera gehörenden Software.
Filter, wenn die Kamera solche zulässt, sind nützlich, um langweilig graue oder auch blaue Himmel etwas dramatischer zu machen.
Hier, auf meiner neuen englischsprachigen Webseite für Fotoreisen www.skelligphototours.com, sind Fotos, die während der vergangenen Workshops und Fotoreisen entstanden, sowohl von mir als auch von Teilnehmern.

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